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Vermögen (altgriechisch δύναμις dýnamis, lateinisch potentia) ist ein zentraler Begriff der antiken, insbesondere der aristotelischen Philosophie. Bei Aristoteles bezeichnet er die Eigenschaft einer Substanz, in sich selbst oder in etwas anderem eine bestimmte Art von Veränderung herbeiführen zu können oder zu ermöglichen. Dabei geht es darum, dass durch die Veränderung, falls sie eintritt, etwas Neues erzeugt wird und damit in die Existenz zu treten "vermag" (daher "Vermögen"). Damit wird etwas zur Wirklichkeit, was zuvor nur potenziell – als bloße Möglichkeit – existiert hat. Im Sinne der von Aristoteles vorgenommenen Unterscheidung von Akt und Potenz ist das Vermögen die Potenz – die Möglichkeit des Daseins – im Gegensatz zum Akt (ἐνέργεια enérgeia), der Verwirklichung.
Je nach der Art der bewirkten Veränderung unterscheidet man zwischen verschiedenen Vermögen. Besonders bedeutsam sind für die aristotelische Lehre und Tradition die psychischen Vermögen. Sie sind Gegenstand der Vermögenspsychologie, einer philosophischen Darstellung und Deutung psychischer Phänomene, die an die aristotelische Seelenlehre anknüpft. In der Vermögenspsychologie versteht man unter "Vermögen" eine Fähigkeit oder Kraft, die der Seele oder dem Psychischen zugeschrieben wird. Die moderne Psychologie hat jedoch den Begriff des seelischen Vermögens im Sinne einer eigenständigen Elementarkraft als unzweckmäßig aufgegeben. In der neueren Psychologie spricht man stattdessen von Disposition.Als Eigenschaft eines Dings weist ein Vermögen die Besonderheit auf, im Unterschied zu anderen Eigenschaften grundsätzlich unbeobachtbar zu sein. Wahrnehmbar ist nur das Eintreten der ihm zugeschriebenen Wirkung, nicht das Vorhandensein des Vermögens selbst. Daher wird oft bestritten, dass der Begriff "Vermögen" zur Erklärung von Kausalzusammenhängen geeignet ist. Kritiker meinen, dieser Begriff diene nur als provisorische Bezeichnung für einen noch nicht durchschauten Kausalzusammenhang.